
Ein Jahr und ein paar Tage – Eine Visionsentwicklung zur Rassismus-Debatte in Deutschland (Teil 1)
Rassistisch motivierte Anschläge wie das Hanau-Attentat am 19. Februar 2020 sind keine Einzelfälle, sondern stehen in der Kontinuität rechtsradikaler Anschläge der BRD-Geschichte. Wie schaffen wir es vor diesem Hintergrund, eine produktive öffentliche Debatte über Rassismus zu führen, die nicht erst von gewaltvollen Ereignissen ausgelöst wird und nach dem Abebben des öffentlichen Interesses von der Bildfläche verschwindet? Welche Zukunftsvision stellen wir uns angesichts unserer pluralen Gesellschaft vor und was braucht es, damit diese Realität werden kann? Nicht nur ein gesellschaftlicher Konsens, dass es diese Auseinandersetzungen braucht, ist dafür notwendig, sondern auch institutionelle Räume und Akteur*innen, die sich für diese stark machen und das öffentliche Sprechen über Rassismus auch jenseits von rassistischen Anschlägen kontinuierlich fördern.
Über die Voraussetzungen einer nachhaltigen Rassismusdebatte und einer gemeinsamen Zukunftsvision möchten wir deshalb am 15. Februar 2021 mit unseren drei Gästen sprechen:
Ferda Ataman, Journalistin, Autorin und Vorsitzende der Neuen Deutschen Medienmacher*innen
Jennifer Yeboah, Quartiersmanagerin Mannheim Neckarstadt-West
Tunay Önder, Autorin, Publizistin, Kuratorin und Initiatorin des »Migrantenstadls«
Moderiert von Dr. Sevda Can Arslan, Kommunikationswissenschaftlerin, anti-rassistisch aktiv und lebt in Mannheim.
Den Zoom-Link für die Teilnahme an der Online-Veranstaltung erhalten Sie nach Anmeldung unter: sophie.kara@mannheim.de.
Die Reihe »Das Haymatministerium« wird gefördert im Programm
Hanau am 19. Februar 2020 – In der hessischen Großstadt wurden zehn Personen ermordet und sechs weitere verletzt. Abgespielt hat sich das rechtsterroristische Attentat an einem Mittwochabend, mitten in der Stadt, auf der Straße, vor einer Shisha-Bar. An einem Ort, der für (Black) People of Color als geschützter Raum gilt, wo sie sich aufgrund ihres Aussehens oder ihres Namens nicht erklären müssen. Der rassistische Anschlag, der sich gegen Menschen mit Migrationsbiografie richtete, steht dabei in einer langen Kette rechtsradikal motivierter Gewalttaten in Deutschland. Ab dem Wendejahr 1990 kam es in Halle, Kassel, München, Mölln, Solingen, Rostock-Lichtenhagen u. w. deutschen Städten mit zunehmender Häufigkeit zu Gewaltakten und Übergriffen.
Während sich die öffentliche und politische Debatte heute zunehmend ernster mit der Frage beschäftigt, wie rechtsradikale Tendenzen die freiheitliche Grundordnung bedrohen, kämpfen Opferhinterbliebene, Betroffene und Aktivist*innen aus der Zivilgesellschaft schon seit Jahrzehnten um Aufmerksamkeit für Rassismus als ein dauerhaftes Problem, das bis in die Mitte der Gesellschaft verankert ist.
Diesem Anliegen folgend erinnern das Nationaltheater Mannheim und die Muslimische Akademie Heidelberg i. G. in Zusammenarbeit mit der Hochschule für Jüdische Studien, dem Kompetenznetz Plurales Heidelberg und dem Karlstorbahnhof Heidelberg mit zwei inhaltlich verknüpften Veranstaltungen unter dem gemeinsamen Übertitel »Ein Jahr und ein paar Tage« an den Hanau-Anschlag am 19. Februar 2020.