Deniz Ohde

Streulicht

Literatur

Industrieschnee markiert die Grenzen des Orts, eine feine Säure liegt in der Luft, und hinter der Werksbrücke rauschen die Fertigungshallen, wo der Vater tagein, tagaus Aluminiumbleche beizt.
Hier ist die Ich-Erzählerin aufgewachsen, hierher kommt sie zurück, als ihre Kindheitsfreunde heiraten. Und während sie die alten Wege geht, erinnert sie sich: an den Vater und den erblindeten Großvater, die kaum sprachen, die keine Veränderungen wollten und nichts wegwerfen konnten, bis der Hausrat aus allen Schränken quoll. An die Mutter, deren Freiheitsdrang in der Enge einer westdeutschen Arbeiterwohnung erstickte, ehe sie in einem kurzen Aufbegehren die Koffer packte und die Tochter beim trinkenden Vater ließ. An den frühen Schulabbruch und die Anstrengung, im zweiten Anlauf Versäumtes nachzuholen, an die Scham und die Angst – zuerst davor, nicht zu bestehen, dann davor, als Aufsteigerin auf ihren Platz zurückverwiesen zu werden.

Deniz Ohde, geboren 1988 in Frankfurt am Main, studierte Germanistik in Leipzig, wo sie heute auch lebt. Für ihren Debütroman Streulicht, der auf der Shortlist des Deutschen Buchpreis stand, wurde sie mit dem Literaturpreis der Jürgen Ponto-Stiftung und dem aspekte Literaturpreis 2020 ausgezeichnet.

In der Reihe Junge Stimmen im LiZ.

In Kooperation mit der Stadt Heidelberg, Amt für Chancengleichheit und Mosaik Deutschland e.V. im Rahmen des Bundesprogramms Demokratie leben! des Bundesministeriums für Familien, Senioren, Frauen und Jugend.

Foto: Suhrkamp Verlag

Datum

11 Mai 2021
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Uhrzeit

20:00

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Veranstalter

DAI Heidelberg. Haus der Kultur.
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